Einführungsseminar – Der Stadtjäger. Referent Uwe R. König, Inhaber der Jagdschule Isaria, Beauftragter Stadtjäger in München und im Landkreis.

Der Jagd – Natur – Wildtierschützerverband Baden-Württemberg lud seine Mitglieder am 15. Oktober 2016 zum Einführungsseminar „der Stadtjäger“ ins Haus des Gastes nach Faulenfürst am Schluchsee ein.

Dr. Hans-Ulrich Endreß

Wildtierschuetzer Seminar Stadtjaeger
Wildtierschuetzer Seminar Stadtjaeger. Foto: Ulrich Holtz

Über 30 Teilnehmer folgten dieser Einladung und folgten gespannt den Ausführungen des Referenten, Herrn Uwe König, Inhaber der Jagdschule Isaria München (http://jagdschule-isaria.de/), Stadtjäger in Stadt und Landkreis München und Vollmitglied im Jagdorden „Der silberne Bruch“.

Der Landesvorsitzende des JNWV-BW, Manfred Siefridt, begrüßte die Teilnehmer, freute sich über die rege Teilnahme und bedankte sich bei Uwe König für dessen Bereitschaft, in diesem Einführungsseminar die vielfältigen Aufgaben eines Stadtjägers darzustellen. Am Ende des Seminartages solle dann über die Ausbildungsordnung zum zertifizierten „Stadtjäger (JNWV-BW)“ und den Start eines entsprechenden Kurses, wie vom Ausbildungsleiter Dr. Hans-Ulrich Endreß vorgestellt (siehe entsprechende Präsentation), abgestimmt werden.

Seit fast 10 Jahren ist Herr Uwe R. König als Stadtjäger tätig; und was als kleinere Nebentätigkeit begonnen hatte ist für ihn heute ein tagesfüllender Beruf, der nicht mehr ehrenamtlich ausgeführt werden kann. In enger Zusammenarbeit mit der unteren Jagdbehörde, der Polizei, der Feuerwehr und Tierrettungsstationen ist er tätig und arbeitet stets im Auftrag öffentlicher Einrichtungen, privater Haus- und Grundbesitzer bzw. Hausverwaltungen aber auch für Firmen und Privatpersonen.

Die Arbeit des Stadtjägers orientiert sich stets an der Weidgerechtigkeit aber fast immer reichen die Regelungen des Jagdrechts nicht aus. So sind Ausnahmegenehmigungen und Sonderregelungen an der Tagesordnung. Der Stadtjäger soll Probleme lösen – denn nur dann wird er gerufen. Dabei hat er aber immer die Interessen des Tier- und Naturschutzes gegen die Interessen derer abzuwägen, die mit einem „Problem“ auf ihn zukommen. Dabei ist der Grat manchmal schmal.

Letztendlich zu entscheiden, ob eine Maßnahme durchgeführt werden muss, ist Aufgabe der öffentlichen Verwaltungen wenn diese die Öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdet oder gar Gefahr im Verzug sehen; diese Maßnahme tierschutzgerecht umzusetzen, aber auch hier unter Beachtung der öffentlichen Sicherheit, ist dann aber Aufgabe des Stadtjägers und dazu gehört viel Erfahrung, ein solides Fundament an Kenntnissen und Fertigkeiten und ein unumschütterliches Verständnis für das Wohl der betreffenden Tierpopulation.

In seinen Ausführungen ging Herr Uwe R. König genau auf diese Punkte ein und gab eine umfassende Schilderung des Tätigkeitsfeldes des Stadtjägers (siehe Ausbildungsordnung). Interessiert folgten die Teilnehmer seinen Ausführungen und mussten wiederholt erkennen, dass das häufig über viele Jahre angesammelte Wissen in Feld und Wald in der Stadt nicht eins zu eins umzusetzen ist.

Ein ganz wesentlicher Unterschied ist die Größe des Jagdbezirkes. Reviere in Feld und Wald sind in der Regel über 150 ha groß; in der Stadt gilt die Jagderlaubnis nur für ein Grundstück und endet an der Grenze zum Nachbarn; und dies gilt sowohl für die Jagdausübung selbst wie auch für eventuelle Wildfolgen. Hieraus ergeben sich dann die geeigneten Maßnahmen für Vorbeugung / Abwehr, Fangen oder als ultima ratio das Töten des Tieres.

Mit viel Engagement schilderte Uwe R. König abschließend den gesundheitlichen Zustand der meisten von ihm und seinen Mitarbeitern gefangenen Tieren: Tierseuchen haben sich in den Städten weit verbreitet – Räude beim Fuchs und Marderartigen, Myxomatose und Ohrräude bei Kaninchen sind fast die Regel. Diese Krankheiten rühren nicht von Nahrungsmangel sondern von Überpopulation, bedingt durch den verspäteten Eingriff. Hier ging ein deutlicher Appel an den teilweise falsch verstandenen Tierschutz, vertrauend auf die Selbstregulierung der Natur. Das Regulativ ist aber meist der Tod, hier teilweise verbunden mit einem lebenslangen Leiden.

Der Ausbildungsleiter Dr. Hans-Ulrich Endreß stellte am Ende des Einführungsseminars nochmals die geplante Ausbildungsordnung zum zertifizierten „Stadtjäger (JNWV-BW)“ vor, die eine einheitliche und fundierte Ausbildung der Stadtjäger in Baden-Württemberg gewährleisten soll. In enger Abstimmung mit dem Landesjagdverband und der Gesetzgebung soll dieser Standard eingeführt werden.

Die Teilnehmer stimmten der Ausbildungsordnung (2016) einstimmig zu und bis auf wenige Ausnahmen meldeten sich die meisten Teilnehmer zu dem geplanten Kurs „Der Stadtjäger (JNWV-BW)“ an. (Anmerkung: die Ausbildungsordnung und das Anmeldeformular sind auf der Seite „Ausbildung“ zu finden.) Der Kurs „Der Stadtjäger (JNWV-BW)“ soll Anfang 2017 beginnen und bis Herbst 2017 abgeschlossen sein.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Manfred Siefridt bei den Anwesenden für ihre Teilnahme und das positive Votum zur Ausbildungsordnung und ganz besonders bei Uwe R.  König für die lebhaften Schilderungen zu den vielfältigen Aufgaben eines Stadtjägers und seine Bereitschaft, den Kurs „Der Stadtjäger (JNWV-BW)“ fachlich zu begleiten. Als Dank für das Seminar überreichte Manfred Siefridt einen präparierten Keilerschädel an Uwe R. König für dessen Jagdschule, www.jagdschule-isaria.de, der dieses Geschenk dankend annahm.