Jagdethik – Cecil und die Folgen

Dr. Carl Christian WillingerGedanken von Dr. Carl-Christian Willinger

Nach dem Tod von „Cecil the Lion“, der von den internationalen Medien zum „berühmtesten Löwen Afrikas“ hochstilisiert wurde, obwohl ihn in Zimbabwe selbst kaum jemand kannte, und obwohl in diesem Land ständig schwerste Menschenrechtsverletzungen stattfinden, die praktisch kein Medienecho hervorrufen, wurde die Trophäenjagd innerhalb weniger Tage zu einem absoluten No-Go verdammt.

Praktisch ALLE Medien aller Länder sind nun auf den Anti-Jagdtourismus-Zug aufgesprungen, offenbar sogar der amerikanische Right-wing-Sender Fox-News oder The Economist. Die diktatorische Schreckensherrschaft der „Anständigen“ ist endgültig über diese Welt hereingebrochen. Die wichtigsten globalen Luftfahrtunternehmen haben mit einem Embargo von Trophäentransporten reagiert, so etwa Delta Air Lines, United Airlines, American Airlines, Air Canada, Lufthansa, Qatar Airlines, Emirates Airline, Air France, British Airways, Brussels Airlines, Etihad Airways, Iberia, KLM, Quantas, Singapore Airlines, Virgin Atlantic Airways und Ethiopian Airlines.

Auch diverse Reedereien haben sich dem Vernehmen nach diesem Boykott angeschlossen. Zahlreiche Jäger und Jägerinnen sehen sich digitalen Shitstorms ausgesetzt, so etwa Kendall Jones, Axelle Despiegelaere, Melissa Bachman, Udo Wedekind, Sabrina Corgatelli, Dr. Walter James Palmer, Eva Shockey, Rebecca Francis, Dr. Jan Seski.

Ungeachtet aller Vernunft und unter Missachtung jeglicher Fakten resultierte binnen kürzester Zeit ein Horrorszenario an Lynchjustiz und Prangertreiben, dem sich zwischenzeitlich auch sämtliche „seriösen“ Medien angeschlossen haben. Jahrzehntelange Bemühungen von CITES und UNEP werden nunmehr mit einem Schlag zunichte gemacht.

Eine Welt, die derart unkontrollierbaren Mechanismen der Irrationalität unterworfen ist, unterscheidet sich nur mehr marginal von den zur Zeit ebenfalls wuchernden Auswüchsen des islamistischen Extremismus. Wie soll das alles nur enden? Finden wir jemals wieder zurück zu Ratio, Intellekt, Recht und Ordnung? Ich sehe überall nur noch schwärzeste Finsternis!

Dabei will ich nicht ausschließen, dass in Zimbabwe und auch anderswo illegale jagdliche Aktivitäten stattfinden. Man weiß nur zu gut vom fatalen Zusammenspiel gewisser südafrikanischer Berufsjäger mit lokalen Landeigentümern. Der Jagdgast ist dabei in aller Regel unschuldig und der eigentliche Betrogene. Solche Dinge gehören aufgeklärt und geahndet. Doch das ist einzig Aufgabe der Exekutive und Gerichte, nicht mehr und nicht weniger.

Eines sollte jedenfalls jedem Jäger ein Anliegen sein: Mit keinem Transportunternehmen zu fliegen, ob beruflich oder privat, das sich dem Gesinnungsterror der internationalen „Anstandsgemeinde“ derart beugt.